Piz Linard - bis zum Regen bei 3190 m ü.M.

Es hätte eine präsidiale Tour werden sollen, und die Vorzeichen standen hervorragend mit Sonne bis zum Abwinken. Dann überschlugen sich die Ereignisse …

Zuerst übernahmen Bernd und Sebastian krankheitsbedingt die Tourleitung, bei noch immer prächtigem Wetterausblick. Ab Freitagmittag änderte sich jedoch auch dieser stündlich bei sämtlichen Vorhersagediensten. Am pessimistischsten zeigte sich hierbei Meteo Schweiz.

Nun ja, am Samstagnachmittag trafen wir uns gleichwohl bei noch immer prächtigem Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen in Saglians, um die Höhenmeter bis zur Baumgrenze mit den Bikes zu bewältigen. Dort nach reichlich Flüssigkeitsverlust angekommen, ging es für den zweiten Teil zu Fuss zur Chamanna dal Linard. Dort angekommen, hatte sich der Himmel bereits deutlich zugezogen, das Ziel des Folgetages jedoch noch nicht verhüllend. Es zeigte sich erwartungsgemäss keinerlei Schnee, dafür umso mehr Geröll.

Vor und während des Z’nacht schmiedeten wir bereits Alternativpläne, sollte der avisierte Regen bei Temperaturen um den Gefrierpunkt die Begehung des Südostgrates zu risikoreich werden lassen. Nach einer eher bedingt erholsamen Nachtruhe brachen wir bei frischer Bise auf in Richtung Piz Linard. Wir wollten auf dem Weg dorthin entscheiden, ob Grat oder doch Normalweg zum Zuge kommen sollten. Die Wolken zogen zunehmend von der Fuorcla da Glims in den Kessel unterhalb der Südflanke und hüllten nicht nur den Gipfel, sondern auch dieselbe sowie den Südostgrat in dichtes Grauweiss. Somit sollte es die ursprünglich nur für den Abstieg vorgesehene Südflanke werden, da sie bei einer weiteren Wetterverschlechterung einen unkomplizierten Rückzug zulassen würde.

Souverän und ohne nennenswerten Steinschlag erreichten wir das letzte Couloir vor dem Gipfelgrat circa auf 3’190 m. Hier begann der Regen von einem zärtlichen Nieseln in echte Tropfen überzugehen, was die Felsen zunehmend rutschig werden liess. Meteo Schweiz hatte Recht behalten. Da auch die Wolkendecke in der Zwischenzeit immer tiefer gesunken war, und die kräftige Bise für den Grataufschwung zum Null-Aussicht-Gipfel unsympathische Eiseskälte versprach, entschlossen wir uns gemeinsam zum Rückzug. All dies in der Gewissheit, dass der Piz Linard nicht zum letzten Mal vom SAC Bernina besucht werden würde …

Zum Abschluss unseres Ausfluges genossen wir noch Kaffee und Kuchen auf der Hütte, bevor wir den Abstieg zu den Bikes und die rasante Fahrt ins Tal bewältigten.

Herzlichen Dank für die lustige Zeit an Karin, Sylvia und Leandro sagen
Bernd und Sebastian